Meine Erlebnisse mit Saito Sensei

Der Tagesablauf der Hausschüler zentrierte sich auf das Dojo und Saito Sensei. Wir standen um fünf Uhr früh auf, um das Dojo innen und außen zu säubern. Gegen halb sechs erhielten wir von Saito Sensei Waffentraining – bei schönem Wetter im Freien. Danach aßen wir gemeinschaftlich Frühstück, um anschließend mit Sensei zusammen an Projekten, das Dojo oder den Aiki Schrine betreffend, zu arbeiten. Gab es besonders viel zu tun, dankte es uns Saito Sensei mit einem Mittagessen. Zusammen bereiteten wir das Mahl vor und wurden von Sensei dabei beobachtet. Er gab uns genaue Anweisungen, wie zum Beispiel Aiki Yaki Soba zubereitet werden sollte. Auch dabei war Saito Sensei immer Lehrer. Das Gemüse musste genau nach seinen Anweisungen geschnitten werden und beim Braten sollten die Zutaten beherzt auf die große heiße Platte geschüttet werden. War man dabei zu zaghaft gab es sogleich Zurechtweisungen. Wie im Unterricht im Dojo waren wir gefordert, uns in jeder Hinsicht zu verbessern. Aßen wir mit Sensei das zubereitet Mittagessen und die Nudelsuppe wurde nicht richtig geschlürft, so erteilte Saito Sensei an die anwesenden Schwarzgurte Unterricht im korrekten Schlürfen. In der anschließenden Mittagspause unterhielten wir uns untereinander vor dem Dojo auf gemütlichen Bänken sitzend. Oft erschien Saito Sensei plötzlich unerwartet und wollte eine bestimmte Arbeit erledigt haben. Alle standen sofort auf um die Aufgabe zu erfüllen.
Eines Tages verließ Sensei uns, nachdem er Anweisungen gegeben hatte. Kurz darauf kehrte er Fahrrad fahrend aus einer anderen Richtung zurück, um zu sehen, ob alles richtig gemacht wurde und verschwand wieder, nur um aus einer dritten Richtung auf dem Motorroller wieder zu erscheinen, um nochmals Anweisungen zu geben und die müden Uchi-Deshis zu überraschen, die sich wieder gemütlich hingesetzt hatten. So schulte er unsere Aufmerksamkeit immer wieder und stellte sie wiederholt auf die Probe. Beim Arbeiten gab es Momente, die besondere Ausstrahlung und magische Kraft besaßen. So war es, wenn wir mit Sensei zusammen im Wald um die Jinsha (Aiki-Shrine) das Laub fegten. Der Herbst brachte kühle Morgen und es war ein herrliches Erlebnis mitten in der Blätterfarbenpracht neben Sensei den Wald zu fegen. Das Laub wurde zu kleinen Haufen zusammengetragen und dann von Saito Sensei angezündet. Schaute man dann vom Rand in den Wald hinein, brannte es überall. Es war ein unvergesslicher magischer Anblick, wie die Sonne mit ihren goldenen Strahlen den herbstlichen Wald durchflutete und der Waldboden von vielen kleinen Feuern bedeckt war. Auch hier gab Saito Sensei genaue Anweisungen wie gerecht und gefegt werden musste. Das weiche Moos durfte beim Zusammenrechen der Blätter im Wald nicht verletzt werden und oft gab es Empörung von Saito Sensei wenn ganze Schwaden von Moos herausgerissen umher lagen. Ebenso wichtig war es, die Bambusrechen beim Zurückziehen flach zu halten, da sonst die feinen Zähne des Rechens abbrachen. Jeder dachte, dass er das Rechen gut beherrschte, doch Sensei belehrte sie und viele mussten in Demut ihre Technik beim Rechen ändern. Saito Sensei war der Hüter des Aiki Shrines, um den er sich fast täglich liebevoll kümmerte. Wir Uchi Deshis durften ihm dabei helfen. Nun gab es manchmal die Situation, dass Saito Sensei seine Schüler zur Essenszeit zum Mittagessen losschickte, obwohl die Arbeit noch nicht ganz abgeschlossen war. Saito Sensei blieb dann zurück und fuhr fort, die Arbeit zu beenden. Da ich meinen Lehrer nicht alleine lassen wollte, trotzdem er uns alle zum Essen geschickt hatte, blieb ich in angemessenem Abstand stehen um ihm gegebenenfalls gleich zur Hand sein zu können. Forderte er mich erneut auf zum Essen zu gehen, bewegte ich mich noch etwas weiter von ihm weg, blieb aber in meiner Beobachterposition. Nach der dritten Aufforderung zum Essen zu gehen, die ich wiederum nicht befolgte, lud er mich nun ein, die letzte Arbeit mit ihm gemeinsam zu verrichten. Später erwähnte Saito Sensei einmal, dass das es eine gute Einstellung sei, bei noch bestehender Arbeit, trotz der Aufforderung zu gehen, dennoch zu bleiben und seine hilfreiche Haltung zu zeigen.

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