Meine Erlebnisse mit Saito Sensei

Senseis Rat

Eines Tages, an einem Samstagmorgen im Frühling 1987, war ich alleine im Küchenbereich des Dojos beschäftigt, als Saito Sensei hereintrat und mich fragte ob ich nicht Zeit hätte, an seinem Rücken zu arbeiten. Ich war zu dieser Zeit durch viele Übungen schon vertrauter mit dem Massieren. Saito Sensei legte sich mit dem Bauch auf den Küchentisch, unter seinem Kopf ein schmales Kissen. Ich begann seinen Rücken zu behandeln. Ziemlich bald entspannte sich Sensei und nach fünf Minuten war er eingeschlafen. Ich massierte seinen kräftigen Rücken mit all meinem Wissen und Energie fast eine halbe Stunde lang, bis er etwas erstaunt aufwachte, sich bei mir bedankte und erklärte er müsse jetzt zurück zu seiner Familie, um noch etwas Arbeit zu verrichten. Es war das erste Mal, dass ich Saito Sensei verunsichert sah – ein Meister der Kampfkunst schläft nicht vor seinen Schülern ein. Als er zur Tür hinaus ging, drehte er sich noch einmal zu mir um und sprach die Worte: ”Anata wa i kimochi desho”, was so viel bedeutet wie, „du hast gutes Gefühl“, und schon war er weg.
Da stand ich nun und war erfüllt von Saito Senseis Wohlwollen. Ich schaute meine Hände an und dachte: „Wenn mein Meister so etwas sagt, dann ist das die Wahrheit.“ So gab er mir die Sicherheit beruflich den Weg der Körperarbeit weiter zu verfolgen und mich darin ausbilden zu lassen. Es war ein richtungsweisender Moment meines Lebens, der sich später bewahrheiten sollte. Nach dieser Zeit behandelte ich Saito Sensei immer vor oder nach dem Unterricht, bei seinen Seminaren im Ausland und es entstand dadurch eine noch tiefere freundschaftliche Anerkennung, die meine Schüler-/Lehrerbeziehung mit ihm festigte.

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