Meine Erlebnisse mit Saito Sensei

Neuanfang

In Deutschland nach 19 jähriger Abwesenheit angekommen, nahm ich an einem europaweiten Lehrgang meines Meisters teil. Saito Sensei wurde nach Waldkraiburg in Bayern eingeladen. Wir hatten uns ja eben noch bei Sensei zu Hause gesehen und so war unser Bindung so kraftvoll, dass sie sichtlich in das Seminar einfloss. Bevorzugt demonstrierte Saito Sensei sein Aikido mit mir und setzte so ein Zeichen für alle. Ich war als Aikido Lehrer zu diesem Zeitpunkt relativ unbekannt in der europäischen Aikidogemeinschaft und profitierte so durch Saito Senseis Aufmerksamkeit erheblich. Anschließend wurde ich gleich von zwei Aikido Lehrern zum Unterrichten eingeladen. Mir wurde bewusst, ein Teil in einem System der ununterbrochenen Verbindung und Weitergabe einer Kunst zu sein, die nur lebt, wenn sie von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Die Ehrerbietung, ja Liebe zwischen meinem Lehrer und mir war für viele sichtbar und es sollte meinen Erfolg als Aikidolehrer in Deutschland, Europa und der USA nachhaltig prägen.
Am Samstagabend dieses Seminars wurde ein Festmahl zu Ehren Saito Senseis gegeben. Die Sitzordnung gab vor, dass die hochrangigen Lehrer neben Sensei ihren Platz einnahmen. Es war für mich jedoch kein Platz am Tisch vorgesehen. Da ich aber schon so  lange immer an Senseis Tisch saß, nahm ich meinen Stuhl und wollte mich irgendwo am Ende seines Tisches niederlassen. Als ich vor Saito Sensei, der auf die gesamte Gesellschaft blickte, entlang ging, befahl er mir, sich direkt vor ihn hinzusetzen. So saß ich nun an diesem langen Tisch und hielt mit Sensei wortlos Kontakt, wobei ich meine Aufmerksamkeit nicht von ihm abwandte. Befremdlich war, dass in einem Raum mit 150 Menschen Saito Sensei völlig isoliert wurde, da die Menschen an seiner Seite seiner Sprache nicht mächtig waren, sich nicht mit ihm unterhalten konnten, sich mit ihren Tischnachbarn unterhielten und dabei den Ehrengast in ihrer Mitte völlig vergaßen. Mit einem wohlwollenden Nicken bestätigte Sensei die Verbindung, die ich mit ihm hielt, wobei ich ihm nicht direkt in die Augen schaute, sondern mich auf seine ganze Statur konzentrierte.

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