Meine Erlebnisse mit Saito Sensei

Dojo in Berlin

Das kommende Jahr war ganz im Zeichen der Gründung und des Aufbaus meines Dojos und meiner therapeutischen Arbeit in Berlin gewidmet. Mit Saito Sensei blieb ich in Verbindung, indem ich ihm Briefe über die Fortschritte meines Vorhabens schrieb. Ich erzählte ihm, ich wolle ein kleines Dojo bauen, wobei er wohlwollend zustimmte und mir erklärte dass das gut sei, das Dojo wäre dann immer voll. Es dauerte ein paar Jahre bis mein Haus und mein dazugehöriges Dojo fertig gestellt waren. In der Zwischenzeit nahm ich an Saito Senseis Seminar in Frankfurt teil. Dort unterrichtete er das gesamte Aikido Waffenprogramm mit mir als sein Uke.
Mit 1996 war ein schwieriges Jahr für Saito Sensei angebrochen, er wurde wegen einer Krebserkrankung operiert und musste für ein Jahr aussetzen, internationale Reisen zu unternehmen. So war es umso erstaunlicher, als ich ihn im März 1998 wohlgemut und voller Tatkraft am Pariser Flughafen zu einer Seminar-Reihe aus Anlass seines 70. Geburtstages in Begleitung anderer internationaler Schüler in Empfang nahm. Wir fuhren alle zusammen mit dem Auto nach Rennes und machten zwischendurch an einer  Raststätte halt. Saito Sensei erzählte uns lebhaft über seine Operation und zeigte uns seine Narben, die er davon getragen hatte. Er war ganz natürlich im Umgang mit seiner Krankheit, scheute sich nicht im Restaurant am Tisch im Kreise seiner engsten Schüler seinen Oberkörper zu entblößen und uns mit den Tatsachen seiner Situation vertraut zu machen. Wieder gab er uns sein tiefes Vertrauen, das sich nur über so viele Jahre entwickeln konnte. Mir gab er seine feste Versicherung, dass alles wieder ok sei, als ich ihn aus Höflichkeit zu den Toiletten begleitet hatte, um ihm ein Handtuch zu reichen. Wie schön es war, mit unserem geliebten Sensei und Meister jede Minute des Tages zu verbringen. Morgens aßen wir zusammen Frühstück, an den freien Tagen machten wir Spaziergänge auf dem Markt in der Stadt und ich durfte für Sensei beim Seminar Uke sein. Saito Sensei war kraftvoll wie eh und je und das Seminar mit Teilnehmern gefüllt. Sensei erfreute sich sichtlich an so einer großen Anzahl von Menschen, die zu seinem Unterricht kamen. Wir flogen mit Sensei zusammen nach Rom Italien wo das nächste Seminar stattfand und sein Geburtstag gefeiert werden würde. Wieder waren wir mit Sensei auf den Märkten der Stadt unterwegs, immer auf ihn achtend und ihm im Gemenge der Menschen den Weg freihaltend. Es war eine große Feier, wir feierten unseren Sensei, sein Aikido und unsere Verbindung mit diesem großen Meister der am 31. März 1998 seinen 70. Geburtstag zelebrierte.
Ende Juli 1998 kam Saito Sensei nach Dänemark zum Sommerlehrgang. Wieder bin ich an Senseis Seite und er demonstriert Aikido mit mir. Am Samstagabend erhalte ich die Einladung der Dänischen Gastgeber. Sensei wünschte, dass ich am Festmahl mit  ausgesuchten Gästen teilnehmen solle. Es ist nun ein unzerbrechliches Band zwischen Saito Sensei und mir geschmiedet, ich darf sein Aikido jetzt verkörpern und in der Zukunft weitergeben. Ich sehe Saito Sensei im Herbst in Frankfurt desselben Jahres wieder und noch enger wird unsere Beziehung. In all den Jahren nun behandelte ich auch meinen  Meister mit dem Rolfing, was er sehr genoss. Welch gütiges Glück ich dabei empfand, ihm etwas von seiner Zuwendung zurückgeben zu können.

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