Meine Erlebnisse mit Saito Sensei

Japan

Jetzt begann meine Zeit als Uchi-Deshi bei Saito Sensei in Iwama. Im Flugzeug saßen wir nebeneinander und waren guter Dinge obwohl wir uns nicht unterhielten, da ich zu dem Zeitpunkt nur wenige Worte Japanisch sprechen konnte. Kurz vor der Landung in Narita Japan laß Saito Sensei eine Zeitung und zeigte ganz aufgeregt auf den neuen Toyota Landcruiser und sagte immer wieder, mit dem Finger deutend “Onetouchi” was so viel wie „Ein Druck genügt“ bedeutet. Ich war noch ganz benommen vom langen Fliegen und wusste nicht was Saito Sensei mir sagen wollte. Erst später wurde mir klar, dass er sich über die Neuheit, mit dem Druck eines Knopfes den Allradantrieb einschalten zu können, freute. Im Flughafen angekommen, wartete Saito Sensei auf meine Abfertigung am Zoll und gab dem Beamten seine Visitenkarte. Es schien als würde man Saito Sensei auch hier gut kennen und schon durfte ich passieren und war in Japan angekommen. Am Ausgang holten uns Saito Senseis Sohn, Hitohiro und ein japanischer Uchi-Deshi ab. Die Fahrt nach Iwama dauerte zwei Stunden und wurde nur kurz für den Kauf einer Eiscreme unterbrochen. Es war noch sehr warm draußen und die hohe Luftfeuchtigkeit war für mich ungewohnt. In Iwama angekommen nahm mich Saito Sensei alsbald zum Aiki Tempel mit, verbeugte sich mit mir zum Kami-sama und wir klatschten viermal in die Hände. Ganz offiziell war ich nun Iwama Uchi-deshi geworden. Im Anschluss daran gab es anlässlich der Rückkehr Saito Senseis ein kleines Fest mit einem Essen das von Saito Senseis Frau, Oku-san, zubereitet wurde. Es wurde Herbst in Japan und die Blätter der Bäume färbten sich in allen Farben, die Temperaturen waren mild und das Training auf dem großen Platz vor dem Dojo unter Saito Senseis Leitung ein großer Genuss. Die Intensität und Disziplin des Trainings im Iwama Dojo war für manche Neuankömmlinge ungewohnt – mit meiner vorherigen Erfahrung als Uchi-deshi konnte ich mich jedoch gut darauf einlassen und wurde von Saito Sensei bald als einer seiner Ukes angenommen. Die Überlieferung des Aikidos zwischen Meister und Schüler spielt sich auf der körperlichen Ebene ab, es werden wenige Worte gebraucht. Der Meister benutzt den Uke, um seine Kunst zu zeigen. So hatte ich als Schüler des Aikidos zum innersten Kreise der Kunst Zugang. Es gab eine  Tradition im Iwama Dojo, die schon eine Massage für O’Sensei und später für Saito Sensei durch die Uchi-Deshis vor dem Unterricht vorsah. Vor meiner Abreise nach Japan hatte ich bereits Wellness-Massagen gegeben und so gesellte ich mich einfach hinzu und begann Senseis Beinen zu massieren. Saito Sensei spürte die ungewohnte Berührung und richtete sich auf, um zu sehen, wer da neu dazugekommen war. Als er mich erblickte, nickte er nur mit dem Kopf und ließ sich wieder nieder. Das war der Anfang einer besonderen  Beziehung. Die körpertherapeutische Arbeit, die ich Saito Sensei anbieten konnte, sollte für immer bestehen bleiben.

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