Meine Erlebnisse mit Saito Sensei

Es war ein Uhr morgens geworden. Ich war völlig erledigt von der Anstrengung ein aufmerksamer Diener zu sein. Über Tage hinweg hatte ich -ohne ein Wort Japanisch zu verstehen- versucht ein hilfreicher Begleiter zu sein. Nach dem Aufräumen legten sich alle zum Schlafen nieder, die Männer auf der Matte vorne im Dojo, die Frauen hinten auf einer kleinen Mattenfläche. Erschöpft betrat ich mein Zimmer direkt neben der kleinen Matte auf der sich die Japanerinnen zum Schlaf niedergelegt hatten. Zu meinem Erstaunen hatte sich Saito Senseis Tochter auf dem Boden meines Zimmer einquartiert und ich musste über sie hinweg steigen um auf mein Hochbett zu gelangen. Die Wände waren oben nicht mit der Decke abgeschlossen so dass ich alle Geräusche im hinteren Teil des Dojos hören konnte. Nach drei Stunden Schlaf fingen die japanischen Damen an sich laut zu unterhalten und Witze zu erzählen, was andauerndes Lachen zur Folge hatte. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken und ich flüchtete mich die Leiter meines Hochbetts wieder hinunter, über Saito Senseis Tochter hinweg in eine kleine Abstellkammer im entfernten Teil des Dojos, wo ich noch eine kurze Zeit die Stille genießen konnte, bevor wir zum Flughafen aufbrachen, um die Gäste zu verabschieden. Irgendjemand hatte Saito Sensei von meiner nächtlichen Flucht aus meinem Uchi-Deshi Zimmer berichtet. Nun saß er gemütlich auf einer Bank im Flughafen von San Francisco, richtete sich plötzlich auf, zeigte mit dem Finger auf mich und fing an, unbändig zu lachen. Dabei strahlte er eine Herzlichkeit aus, die alle umschloss. Da ich jedoch verwirrt und müde war, konnte ich Saito Senseis Geste nicht einschätzen. Später wurde mir erklärt, dass er sich sehr gut in meine Lage versetzen konnte und ich die Aufgaben eines Hausschülers erfüllt hätte und dass ich mich jetzt endlich bald ausruhen dürfe. Ich hatte Saito Senseis Wohlwollen auf mich gezogen.

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