Im Gedenken an Saito Sensei (1928-2002)

Vorwort

Seito Sensei

Morihiro Saito Sensei, 23 Jahre engster Schüler des Gründers des Aikidos, starb am 13.Mai 2002. Er war 74 Jahre alt. Saito Sensei war unermüdlich damit beschäftigt das Aikido, das er von seinem Lehrer, O-Sensei, übermittelt bekommen hatte traditionsgemäß weiterzugeben. Er war seinem Lehrmeister zu tiefst ergeben. Unter anderen, verdanken wir es seiner Mühe, dass das Aikido O’Senseis einen so großen Zuwachs und Anerkennung in der Welt erhielt. Es begann im Jahre 1946. Der junge Morihiro Saito war in Iwama, einem kleinen Dorf, etwa zwei Stunden Zugfahrt nördlich von Tokio, aufgewachsen. Wie viele seiner Altersgenossen hatte er Judo und Karate trainiert. Er war von den Schreien, die aus dem Dojo einer neuartigen Kampfkunst, dem Aikido, in seinem Dorf zu hören waren, aufmerksam geworden.

Ein Freund erklärte sich bereit mit ihm zu gehen und sich dem mysteriösen Meister vorzustellen. Als die verabredete Zeit kam aufzubrechen und Saitos Freund nicht erschien, entschloss er sich kurzerhand, alleine zu diesem gefürchteten Ort zu gehen. Er wurde O-Sensei vorgestellt, der ihn fragte, warum er Aikido erlernen wolle? Morihiro erwiderte, er würde gerne noch etwas zu seinem Kampfkunstwissen dazuzulernen. O-Sensei forderte ihn auf anzugreifen und alsbald fand sich Morihiro, ohne zu wissen wie, festgehalten auf dem Boden wieder. Er solle es noch einmal versuchen aber fester. Saito Sensei nahm all seine Kraft zusammen und warf sich mit einem Fauststoß auf O-Sensei, der aber gar nicht da war, sondern schon hinter ihm stand, ihn am Kragen packte und im hohen Bogen auf die Matte beförderte.

Morihiros Hemd und Hosen waren zerrissen, als er sich, beeindruckt von der Schnelligkeit des alten Mannes, verbeugte. O-Sensei schien zufrieden und erklärte dem jungen Saito, wenn er bereit wäre, mitzuhelfen eine Weltfamilie zu gründen, würde er als Schüler ins Aikido Dojo aufgenommen werden. Saito Sensei wusste nicht was das bedeutete, aber er erklärte sich bereit es zu versuchen. Erst in späteren Jahren, nach dem Tode O’Senseis wurde ihm bewusst, was es hieß, durch Aikido eine Weltfamilie zu gründen. Saito Senseis Beruf bei der Japanischen Eisenbahn, 24 Stunden Arbeit 24 Stunden Freizeit, erlaubten es ihm am morgendlichen Waffentraining O’Senseis teilzunehmen.

O-Sensei unterrichtete Aikido Schwert und Stock Techniken ausschließlich in Iwama und somit wurde Saito Sensei über viele Jahre hinweg Erbe dieses technischen Reichtums. Die Aikidobewegungen entsprechen den Bewegungen mit dem Stock und dem Schwert und werden als ein zusammenhängendes Prinzip unterrichtet. Saito Sensei hat dieses System kategorisiert und methodisch in seinem Unterricht weitergegeben. OSensei stellte seinem Schüler Saito einen kleinen Teil am Rande seines Grundstücks zur Verfügung, damit dieser ganz in der Nähe wohnen und sich mit seiner Frau so auf das Leben mit O-Sensei und Aikido einstellen konnte. Aus Respekt zu seinem Lehrer, trug, Saito Sensei, zu dessen Lebenszeit, nur den weißen Gürtel, obwohl er schon hoch graduiert war. Nach O’Senseis Tod wurde Saito Sensei Hauptlehrer im Iwama Dojo, sowie Wächter des Aiki Schreines.

Saito Sensei war tief davon überzeugt, dass das Aikido in O’Senseis Iwama-Zeit, zur vollen Blüte gekommen war, und stellte sich der Verantwortung seiner neuen Aufgabe. 1973 begann Sensei fünf Bücher, mit dem Titel: Traditionelles Aikido, herauszugeben und wurde somit weltweit bekannt. Er begann Internationale Seminare in den USA, Europa und Australien zu unterrichten und etablierte eine große Aikidogemeinschaft um sich. Sein Unterrichtsstiel war bekannt für die Genauigkeit der technischen Bewegungsabläufe in ihrer Klarheit und Detailtreue. Saito Sensei war einer der bedeutendsten Aikido Shihan, der die Ausbreitung seiner Kunst in der Welt miterlebte, wobei er den Schatz O’Senseis, die Techniken des Aikidos, als Geschenk an die Menschheit weitergab.

– von Wolfgang Baumgartner –

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